Auf den Spuren des Kaisers Kleider

02.08.2020

October 05

Auf den Spuren des Kaisers Kleider in Wien

Die Kaiser in Wien vertrauten der Qualität der k.u.k Hoflieferanten jahrzehntelang. Doch die Kaiser in Wien hinterließen nicht nur Spuren im Wirtschaftsleben, sondern auch im Stadtbild selbst. 

„Sissi-Sterne“, maßgeschneiderte Schuhe und Anzüge – das gibt es im ersten Bezirk in Wiener Traditionsgeschäften. Doch die hier vorgestellten Traditionsgeschäfte sind etwas Besonderes: Sie tragen den Titel eines k.u.k. Hoflieferants. K.u.K. steht für „kaiserlich und königlich“ und beschreibt die Österreichisch-Ungarische Monarchie. Dieser Titel war einer der ehrenwertesten Titel während der Monarchie in Österreich. Die k.u.k. Hoflieferanten belieferten die regierenden Monarchen (Habsburger) mit den unterschiedlichsten Produkten wie zum Beispiel Geschirr, Mehlspeisen, Kleidung und auch eben Schmuck. Diese Lieferanten siedelten sich nahe der Hofburg (Herrschersitz der Monarchen) an, um kurze Transportwege sicher zu stellen. Ihre exklusiven Waren bestechen auch heutzutage noch und dank deren exzellenten Standorte lässt sich Shopping und Sightseeing im Namen der Habsburger perfekt kombinieren. 

 

Ringe, Kette und Edelsteine am Kohlmarkt 

Der Ausgangspunkt dieser Walking Tour ist der Michaelerplatz (erreichbar mit der U3 Herrengasse). Am Micheaelerplatz befindet sich das Adolf-Loos-Haus, welches von dem Wiener Architekten Adolf Loos errichtet wurde. Kurz nach der Fertigstellung gab es kontroverse Meinungen zu dem neuen, modernen Gebäude. Der Auftraggeber des Looshauses war das Schneider – und Handelsunternehmen Goldmann & Salatsch. Das Unternehmen produzierte unter anderem qualitätsvolle Mode und Herrenkleider. Seit 1899 trug das Unternehmen den Titel des k.u.k. Hofschneiders. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Goldmann & Salatsch aufgelöst. 

Vom Michaelerplatz geht es weiter zum Kohlmarkt, wo sich der erste k.u.k. Hoflieferant befindet. Das Juweliergeschäft Rozet & Fischmeister ist eines der ältesten Geschäfte seiner Art. Nikolaus Rozet gründete das Unternehmen im 18. Jahrhundert. Einige Jahre später stieg Franz Karl Fischmeister als Geschäftspartner ein. Der Juwelier Franz Fischmeister Junior führt das Unternehmen in sechster Generation. 

 

In dem Schaufenster von "Rozet & Fischmeister" glänzen verschiedene Schmuckstücke um die Wette.
© FT/Paloma Pöltinger

 

 

Der Kohlmarkt ist eine der vornehmsten Straßen von Wien. Die Straße existierte bereits im römischen Wien. Seinen Namen erhielt der Kohlmarkt, weil an diesem Ort im 14. Jahrhundert Handel mit Kohle betrieben wurde. Seit dem Jahr 1989 kann man hier als FußgängerIn ohne Verkehr spazieren.

 

Rozet & Fischmeister

Kohlmarkt 11

1010 Wien

www.rozetundfischmeister.at

 

          

Einige Stücke aus der aktuellen Kollektion von Rozet & Fischmeister. © FT/Rozet & Fischmeister

 

Handgemachte Schuhe in der Bräunerstraße

Die Tour führt bis ans Ende des Kohlmarkts, von dort aus geht es rechts weiter auf den Graben. Die Einkaufsmeile trägt diesen Namen, weil sich an dieser Stelle im römischen Wien tatsächlich ein Graben zur Abwehr von Eindringlingen befand. Der nächste k.u.k. Hoflieferant liegt in der Bräunerstraße, einer Seitengasse auf der rechten Seite des Grabens. Der Schuhmacher Scheer wurde 1816 gegründet. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, Schuhe von Hand zu fertigen.  

Von der Bräunerstraße geht es zurück zum Graben, wo die Pestsäule Wiens steht.  Auf dieser ist der Kaiser Leopold I. (1640-1705) zu sehen, der zu jener Zeit regierte als die Pest in Wien wütete. Die Säule wurde 1689 nach einem Ausbruch der Krankheit in Wien erbaut.

 

Scheer

Bräunerstraße 4  

1010 Wien

www.scheer.at

 

Hinter dieser edlen Fassade befindet sich das Schuhgeschäft Scheer.
© FT/Paloma Pöltinger

 

 

Anzüge und Co. am Graben

Graben 13 lautet die Adresse des Schneiderunternehmens Knize. Der Schneider und Kaufmann Albert Wolff übernahm das Unternehmen von Josef Knize im Jahr 1888. Den Namen Knize behielt das Unternehmen, aber ab 1888 trug es den Titel des k.u.k. Hofschneiders. Im Laufe der Jahre wurde Knize neben der Herrenschneiderei auch um einen Herrenausstatter und um eine Damenabteilung erweitert. Übrig geblieben bis heute ist nur die Abteilung der Herrenmode.

 

Bevor die Tour beim letzten Traditionsgeschäft endet, geht es über den Graben noch bis zum Stephansplatz. Hier thront der Stephansdom – im Wiener Volksmund auch liebevoll „Steffl“ genannt. Der im gotischen Baustil erbaute Stephansdom ist das Wahrzeichen von Wien. In der Geschichte der Habsburger spielt der Stepahnsdom auch eine wichtige Rolle. Die Habsburger waren das Herrschergeschlecht Österreichs und regierten 600 Jahre lang das Land. Im Stephansdom ist der Kaiser Friedrich III. (1415-1439) begraben. In der Gruft des Doms sind viele Eingeweide der Habsburger aufbewahrt. Außerdem wurden viele Zeremonien und Prozessionen der Habsburger im Stephansdom zelebriert.

 

Knize

Graben 13

1010 Wien

www.knize.at

 

 

Kaiserin Sissi und ihr Schmuck

Zurück am Stephansplatz geht es über die Seilergasse zum Neuen Markt, der Endstation dieser Tour. Am Neuen Markt besitzt der Juwelier A. E. Köchert ein Geschäft. Das Unternehmen wurde 1814 gegründet und war bis zum Untergang der Habsburgermonarchie in Österreich k.u.k. Kammerjuwelier. Der Kammerjuwelier durfte sogar die Gemächer der Kaiserfamilie betreten. Der Juwelier A. E. Köchert wurde sehr bekannt, weil er die berühmten diamanten „Sissi-Sterne“ produzierte. Kaiserin Elisabeth (1837-1898) schmückte sich mit den Sternen ihre Haare und ließ sich mit diesem Haarschmuck auch auf einem Porträt abbilden. Die „Sissi-Sterne“ sind immer noch schon ab 300 Euro in der einfachsten Ausprängung erhältlich. 

 

Der letzte Shop der Tour ist das Juweliergeschäft A.E. Köchert am Neuen Markt.
© FT/Paloma Pöltinger

 

Schon seit mehr als 100 Jahren gibt es keine Kaiser und Könige Österreich, die Monarchie zerfiel 1918, aber Hoflieferanten existieren in Wien nach wie vor– wenn auch nicht so zahlreich wie zur Kaiserzeit. 

 

A. E. Köchert

Neuer Markt 15

1010 Wien

www.koechert.com

 

 

Ein Beitrag von: Paloma Pöltinger, Redaktion FashionTouri


Ähnliche Beiträge