Von der Idee zum Produkt: Wie ein Hut entsteht - am Beispiel der Hutmanufaktur Mühlbauer
05.08.2020
Interview mit Klaus Mühlbauer
Mühlbauer ist eine der wenigen Hutmarken aus Österreich. Die Hüte werden mit großer Sorgfalt in der hauseigenen Hutmanufaktur mitten in Wien produziert. In einem Gespräch mit FashionTouri gibt Geschäftsführer Klaus Mühlbauer einen Einblick in die Herstellung von Hüten.
Am Schwedenplatz in Wien herrscht reges Treiben. Die Leute pendeln von der U-Bahn-Station zur Rotenturmstraße. Was die Wenigsten von ihnen wissen: in einem der Gebäude befindet sich eine traditionelle Hutmanufaktur. Die Qualität, das Design und die Präsentation der Produkte unterscheidet Mühlbauer von anderen Marken der Branche. Im Jahr 1903 startete Julianna Mühlbauer in Floridsdorf damit, Hüte zu produzieren und zu verkaufen. Ungefähr 100 Jahre später führt Klaus Mühlbauer in 4. Generation das Unternehmen und schafft es, auch den internationalen Markt zu erschließen.
Die Marke Mühlbauer
Der Großteil der Hutmarken wie zum Beispiel Stetson oder Kangol produzieren ihre Produkte auf industrielle Weise. Die Herstellung per Hand trägt bei Mühlbauer einen wichtigen Anteil zu der Produktqualität bei. „Die Ausstrahlung und das Charisma eines Produktes gelingt mit der handwerklichen Fertigung am besten“, erklärt Klaus Mühlbauer. Das Design der Hüte steht im Fokus. „Über die Jahre und Generationen hat sich eine Handschrift im Design entwickelt. Sozusagen wie ein visuell wahrnehmbares Erbgut“, so der Geschäftsführer. Ihm ist es ein Anliegen, die Gestaltung der Hüte stets weiterzuentwickeln und dem entsprechenden Zeitgeist anzupassen.
„Letztendlich hat das wegweisende, gewagte Design bei unseren Kollektionen in den letzten 15 Jahren auch zu internationalem Erfolg geführt“, erzählt Klaus Mühlbauer. Dies gelang auch durch strategische Entscheidungen im Vertrieb, Investitionen und Marketingmaßnahmen im Online-Bereich. Auf die Präsentation von Mühlbauer in Form von der Gestaltung der Shops oder der Kampagnen wird auch viel Wert gelegt. Dank der Internationalität der Marke zählen auch Prominente wie zum Beispiel Brad Pitt oder Yoko Ono zu den KundInnen.
Mühlbauer präsentiert sich mit seinen Shops modern und schick – ein Unterscheidungsmerkmal von anderen Hutmarken. ©FT/Mühlbauer
Handwerk der HutmacherInnen
Wie in anderen Modebranchen auch, werden Hut-Kollektionen zweimal im Jahr produziert: für den Frühling/Sommer und für den Herbst/Winter. Bei den unterschiedlichen Kollektionen arbeitet man mit verschiedenen Materialen. „Es ist naheliegend, dass man im Sommer bei Wärme etwas Leichteres braucht als im Winter bei Kälte“, erläutert der Geschäftsführer. Im Winter werden vor allem Materialen wie Filze, Felle, Leder oder Loden-Stoffe. Im Sommer dominieren dünne Stoffe und alle möglichen Arten von Strohfasern die Kollektionen.
Im Sommer setzt man bei Mühlbauer auf leichte Stoffe und Strohfasern – sowie bei der Frühling/Sommer Kollektion 2020. ©FT/Mühlbauer
Im Winter hingegen sind Materialen wie Filze oder Felle besser geeignet – auf den Fotos ist die Herbst/Winter Kollektion 2020 zu sehen. ©FT/ Mühlbauer
Design von Mühlbauer
Hinter den Designs von Mühlbauer steckt ein dreiköpfiges Team: Klaus Mühlbauer und die Designerinnen Nora Berger und Madeleine Nostitz. Die neuen Kollektionen werden oft im Gespräch und Diskurs über aktuelle Themen zusammen entworfen. „Ich habe zwar die ganze Welt bereist, aber das allerschönste am Beruf ist, das Produkt zu entwickeln. Das macht mir nach 20 Jahren immer noch Spaß“, meint der Hutmacher. Der Fokus im Designprozess liegt auf Innovationen und Neuheiten.
Wie ein Hut bei Mühlbauer entsteht
Die Herstellung eines Hutes Hängt vom Material ab. Hüte aus Stoffen oder Fellen werden nach einem Schnittmuster zusammengenäht. Bei Filz oder Stroh sieht der Entstehungsprozess anders aus. Diesen Prozess beschreiben die folgenden Fotos:
1. Schritt:
Der Stumpen des Huts (Form ohne Nähte) wird mit Wasser durchnässt und in der Dampfglocke erwärmt. ©FT/ Paloma Pöltinger
2. Schritt:
Im nächsten Schritt wird der Stumpen auf eine Holzform gespannt, geformt und ein Band für die Kopfweite eingesetzt. Das nennt man Plattieren. ©FT/ Paloma Pöltinger
3. Schritt:
Anschließend kommt der Stumpen auf der Holzform in einen Trockenofen – das dauert von einer halben Stunde bis zu drei Stunden. ©FT/ Paloma Pöltinger
4. Schritt: Optional
Bei manchen Hüten ist es notwendig, diese glatt zu streichen und zu bürsten. ©FT/ Paloma Pöltinger
5. Schritt:
Hier bekommen die Hüte von den NäherInnen den letzten Schliff verpasst. Die Ergänzungen können minimal bis opulent ausfallen. ©FT/ Paloma Pöltinger
„Mein Wunsch ist im Prinzip, dass es uns auch trotz Krisendämpfer weiterhin gibt“, wünscht sich Klaus Mühlbauer für die Zukunft seines Unternehmens.
Von Paloma Pöltinger, Redaktion FashionTouri
Mühlbauer Hutmanufaktur
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