Vienna Vintage Tour – Shoppen ohne schlechtes Gewissen

14.07.2020

August 31

Stoffe, Muster und Schnitte aus längst vergangenen Tagen sind nicht nur wieder im Trend, sondern tragen ganz nebenbei auch zum Umweltschutz bei. Nachhaltige Mode hat jedoch seinen Preis: Second-Hand-Shopper benötigen oft mehr Zeit und Geld, um passende Kleidungsstücke zu finden. Wie ihr trotz Zeitdruck die besten Vintage-Läden Wiens besuchen und nebenbei noch Sightseeing machen könnt, lest ihr hier. Ein Beitrag von Anna Flaschberger.

 

Wir starten am berühmt-berüchtigten Karlsplatz und spazieren über den Naschmarkt in Richtung der größten Einkaufsstraße Wiens, der Mariahilferstraße. Die geläufigen Geschäfte dort findet jeder – wir wollen speziell unbekanntere, dafür aber umso einzigartigere Läden besuchen. Endstation ist das Museumsquartier, wo neben einer kulturellen auch eine kulinarische Bereicherung auf uns wartet. Unser Weg dorthin führt durch urige Innenhöfe und über dekorative Aufgänge, die das Flair des urbanen Wiens widerspiegeln. Bei den Zwischenstopps in den ausgewählten Second-Hand-Shops werden Vintage-LiebhaberInnen definitiv fündig werden!

 

Der kontroverse Karlsplatz

Die Felder mit rotleuchtenden Sommerblumen, die mächtigen Kuppeln der Karlskirche und der unschuldig-klingelnde Eiswagen im Resselpark am Karlsplatz lassen nur schwer auf dessen ereignisreiche Vergangenheit schließen. Im Andenken an die Pestepidemie entstand die Karlskirche, die im barocken Baustil erschaffen wurde und mittlerweile zu einem der Wahrzeichen Wiens geworden ist. Später kam es zum U-Bahn-Bau und der Station Karlsplatz, wo sich als einzige U-Bahn-Station drei Linien (U1, U2 und U4) kreuzen.

Verschiedene Kunst-, Kultur- und Bildungseinrichtungen grenzen an den Karlsplatz: Der Musikverein, das Künstlerhaus, die Wiener Secession und das historische Museum sind dort zu finden. Gebäude der Technischen Universität Wien sind ebenfalls rund um den Platz verstreut und verleihen ihm seinen majestätischen Charme. "Der Karlsplatz ist kein Platz, sondern eine Gegend", sagte beispielsweise Otto Wagner, der mitunter wichtigste Architekt und Stadtplaner Wiens. Auch dem österreichischen Schriftsteller Hans Weigel liegt viel an diesem Ort: "Der Karlsplatz ist das eigentliche Herz von Wien.“ Was man dem Platz jedoch nicht ansieht, ist seine Bekanntheit für Drogenhandel, weshalb er auch laufend Thema von Diskussionen ist. Trotzdem ist und bleibt der Karlsplatz ein bedeutender Ort für die WienerInnen.

 

Karlsplatz

Die Karlskirche und ihr Spiegelbild im Teich. © FT/Anna Flaschberger

 

Die Verlockungen des Naschmarktes

Nur wenige Gehminuten weiter erreichen wir den größten innerstädtischen Markt der Stadt, den Naschmarkt. Wie der Name schon verrät, kommen Naschkatzen hier voll auf ihre Kosten: Süßigkeiten, aber auch Obst, Gemüse, Backwaren, Fisch und Fleisch werden hier angeboten und gehandelt. Bekannt ist der Markt für seine Spezialitäten aus verschiedensten Ländern. Vor einigen Jahren wurden außerdem viele Verkaufsstände in Lokale umfunktioniert, was die Auswahl an Gerichten und Getränken aus aller Welt vergrößerte. Für Hungrige kann es hier jedoch schnell gefährlich werden, denn der Duft von unterschiedlichsten Gewürzen und frisch zubereitetem Essen steigt einem beim Durchspazieren in die Nase und verleitet schnell zum Stehenbleiben. Die Händler bieten auch gerne Produkte zum Kosten an, weshalb man für den Naschmarkt mehr Zeit einplanen sollte.

 

Naschmarkt

Frisches Obst und Gemüse sind nur ein Teil des vielfältigen Sortiments. © FT/Anna Flaschberger

 

Im Gegensatz zur Geschichte des Karlsplatzes ist die des Naschmarktes wesentlich unschuldiger: Schon im 16. Jahrhundert existierte hier ein Bauernmarkt, auf dem hauptsächlich Milchprodukte gehandelt wurden. Historische Verkaufsstände blieben auch während des 1. Weltkrieges erhalten – diese stehen heute unter Denkmalschutz. Aufgrund der Größe und des Angebots am Naschmarkt herrscht immer hektisches Treiben und viel Trubel. Um dem wieder zu entkommen, schlagen wir in die Laimgrubengasse ein.

 

Luxus-Vintage-Mode bei Fräulein Kleidsam

Es ist höchste Zeit für unseren ersten Shopping-Zwischenstopp: Fräulein Kleidsam. Die Jugendstilfliesen und die eiserne Wendeltreppe im Geschäft lassen schon ahnen, dass hier Vintage-Mode verkauft wird. Die Bezeichnung Second-Hand-Laden" gefällt der Besitzerin Ursula Wagner jedoch nicht. Sie legt viel Wert darauf die Kleidung aufzubereiten und dem staubigen Image von älterer Vintage-Kleidung entgegenzuwirken. 2010 hat sie mit der Gründung des Vintagelabels Fräulein Kleidsam ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht.

Verkauft wird Designmode und Luxus-Second-Hand aus den 80er und 90er Jahren. Wer möchte findet hier also einzigartige Kleidungsstücke von Marken wie Louis Vuitton, Versace, Moschino und vielen mehr. Das Preisniveau dieser Teile ist zwar dementsprechend hoch, jedoch gibt es hier auch durchaus günstigere Mode zu finden. Ihr bekommt jedenfalls Qualität geboten – dass irgendwo ein Knopf fehlt, gibt es nicht.

 

Fräulein Kleidsam     Fräulein Kleidsam

Ursula fährt regelmäßig nach Italien, um einzigartige Stücke für ihren Laden zu ergattern! © FT/Anna Flaschberger

 

Hier gelangt ihr zur Website: http://fraeulein-kleidsam.at/

 

Die Fillgraderstiege und der Raimundhof

Auf unserem Weg zur Mariahilfer Straße kommen wir an der Fillgraderstiege vorbei. Diese Treppe wird dem Wiener Jugendstil zugerechnet und wurde nach Marie Anna Fillgrader benannt, die sich hier wohltätig engagierte.

 

Filgraderstiege

Von der Fillgradergasse gelangt ihr direkt zur Mariahilferstraße! © FT/Anna Flaschberger

 

Bevor wir weiter shoppen, steht noch der freiwillige Durchgang des Raimundhofes am Programm. Eigentlich verbindet der Hof lediglich mehrere Innenhöfe und Stiegenhäuser von Wohnhäusern miteinander; er hat jedoch wesentlich mehr zu bieten: Kleine Lokale, Cafés sowie Boutiquen beleben den Hof und machen ihn zu einer regelrechten Einkaufspassage. Seine Beliebtheit hat er wohl auch dem Eingang direkt an der Mariahilfer Straße zu verdanken. Trotzdem verirren sich hier wesentlich weniger Touristen her, was den Raimundhof zum Geheimtipp unserer Shoppingtour macht. Der kühle Luftzug des Durchgangs ist im Sommer besonders erfrischend und lädt zum Durchschnaufen ein.

 

Raimundhof

Die Innenhöfe locken mit Sitzgelegenheiten und Erfrischungsgetränken. © FT/Anna Flaschberger

 

Besuch bei Graf & Gräfin

Wenn wir schon im Raimundshof sind, ist ein Besuch des Familienbetriebes Graf & Gräfin ein Muss. Sabine Klaps gründete 2007 die Gräfin; vier Jahre später eröffneten ihre Tochter Lena Schindler und ihr Sohn Axel Schindler gleich gegenüber den Graf. Von Lederwaren, über Prints, kleine Geschenke, Schmuck und Papeterie ist in den zwei Geschäften alles erhältlich. Unter dem Label Klein Gräfin präsentiert Lena Schindler außerdem selbst hergestellte Schmuckstücke, wie Ringe, Halsketten und Armbänder. Das ein oder andere Mitbringsel für Zuhause lässt sich hier also definitiv finden!

 

Graf & Gräfin  

Graf und Gräfin

Bei Graf & Gräfin gibt es jede Menge kleiner Schätze zu entdecken! © Graf & Gräfin

 

Stattet auch ihrer Website einen Besuch ab: https://www.grafundgraefin.at/

 

Die vielseitige Bootik54

Etwas abgelegener, aber auf jeden Fall einen Besuch wert, ist unser nächster Zwischenstopp: Die Bootik54. Von Markenjeans wie Levis oder Escada bis hin zu T-Shirts mit ausgefallenen Motiven und Sprüchen ist hier alles dabei. Das Geschäft selbst teilt sich auf zwei Seiten auf. Links stapeln sich Accessoires, Schmuck und Taschen, während rechts Kleidung aus aller Welt zu finden ist. Jeansjacken, Trainingsjacken und Strickpullover mit allen möglichen Mustern werden dem beliebten Vintage-Look gerecht. Die Menge an Kleidungsstücken im Geschäft kann unerfahrene Second-Hand-Shopper schon einmal überfordern – das Durchstöbern macht so aber umso mehr Spaß!

 

Bootik54      Bootik54

T-Shirts und Accessoires gibt es hier in allen Farben! © FT/Anna Flaschberger

 

Alle paar Monate veranstaltet die Bootik54 außerdem einen „Kiloshop“, bei dem nur 10€ pro Kilo Ware verlangt wird. Der nächste findet bereits am 04. und 05. September in der Neubaugasse 64 statt! 

Schaut auf ihrer Instagram-Seite vorbei, um up-to-date zu bleiben: https://www.instagram.com/bootik54/

 

Zeitreise in der Vintage Fabrik

Wieder zurück auf der Mariahilfer Straße kommen wir zu unserem letzten Shop dieser Tour, der Vintage Fabrik. Das reichliche Angebot an Second-Hand-Ware ähnelt dem der Bootik54. So weit das Auge reicht türmen sich Jacken, Jeans, Hemden, T-Shirts sowie Accessoires aus vergangenen Tagen. Der Shop überzeugt außerdem mit einer kultigen Einrichtung, die einem das Gefühl gibt, in die Vergangenheit zurückgereist zu sein. Aufgrund der großen Fläche und den zwei Ebenen der Vintage Fabrik ist sie auch bekannt als Wiens „Kaufhaus für Vintage“. Hier gilt es also umso mehr, den Überblick über die Fülle an Kleidung zu bewahren. Gelingt das, so lässt sich spätestens hier mit Sicherheit einzigartige Vintage-Mode, größtenteils von bekannten Marken, finden.

 

Vintage Fabrik                   Vintage Fabrik

Selbst die Wände der Vintage Fabrik ziert Deko aus vergangenen Tagen. © @mirunagheoca

 

Endstation Museumsquartier

Unsere Shoppingtour neigt sich dem Ende zu und die wohlverdiente Erholung steht an. Die für das Museumsquartier bekannten Sitzgelegenheiten namens „Enzos“ eignen sich dafür perfekt und sind dementsprechend beliebt bei der Wiener Bevölkerung. Ursprünglich wurde das Museumsquartier als kaiserliche Hofstallung genutzt – mittlerweile ist davon nicht mehr viel zu sehen. Umgeben von Museen (Leopoldmuseum, mumok, Kunsthalle und Architekturzentrum), Theatern und zahlreichen Cafés lässt es sich hier entspannen und bei Bedarf auch noch einen interessanten Rundgang machen. Hier könnt ihr eure neu erwobenen Kleidungsstücke in aller Ruhe bewundern!

 

Museumsquartier

Die „Enzos“ bringen Farbe ins Museumsquartier! © FT/Anna Flaschberger

 

Anna Flaschberger, Redaktion FashionTouri