Interview mit Ronja Scherzinger, Founder & CEO von FashionTouri

12.07.2020

„Viele Menschen wissen nicht, welche großartigen Talente mit unglaublich kreativen Potenzial in der Welt existieren!“

Interview mit Ronja Scherzinger, Founder & CEO von FashionTouri

 
Bei Ronja Scherzinger war zuerst die Leidenschaft für Mode und Design da, dann entdeckte sie ihre Liebe zum Reisen. Letztendlich entwickelte sich daraus eine Idee für das Startup „FashionTouri“. Wie es von der anfänglichen Idee bis hin zum eigenen Unternehmen kam, erzählt Ronja Scherzinger offen und direkt in diesem Gespräch.
 
Warum interessierst du dich für Mode?
 
Ronja Scherzinger: Ich bin mit Mode aufgewachsen, da ich von Geburt an über dem Kaufhaus meines Urgroßvaters gewohnt habe. Als Kind habe ich damals auch angefangen die Kunden zu beraten und habe schnell von meiner Familie gelernt, dass der Kunde „König“ ist. Schnell wurde mir klar, dass in unternehmerische Aktivitäten viel Zeit hineinfließt und die KundInnen stets mit unterschiedlichen Vorstellungen und Wünschen in unsere Geschäfte kamen. Ich habe schon früh gemerkt: "Kleider machen Leute".  Mode ist für mich ein Ausdruck der Individualität und mit etwas Stilgefühl kann man die eigene Persönlichkeit unterstreichen.
 
Und wie ist dein Interesse am Thema Reisen entstanden?
 
Ronja Scherzinger: In meiner Kindheit bin ich mit meiner Familie nicht oft in ferne Länder verreist. Wir waren viel an der Nordsee, daher mag ich vielleicht auch den Maritimen Style so gerne und auch in Österreich, Italien und Kroatien. Die ersten Flugreisen kamen dann erst mit meiner reisefreudigen Oma. Sie hat mir zur Matura eine Reise nach Jamaika geschenkt. Das war meine erste große Reise, die mir neue Horizonte eröffnet hat. Ich habe gemerkt, dass es noch so viel Anderes auf der Welt zu sehen und entdecken gibt. Während meiner Studienzeit habe ich hauptsächlich Reisen in die Hauptstädte Europas und an die Ostküste der USA unternommen. Mit meiner Oma habe ich hin und wieder Kreuzfahrten wie zum Beispiel nach Skandinavien oder an das Schwarze Meer gemacht. So richtig losgegangen ist es mit dem Reisen, als ich einen Beruf hatte und ich es mir auch leisten konnte. Ich wollte dann einfach die Welt sehen!  
 
Ronja Liechtensteinpalais

Im Bild: Ronja Scherzinger im Liechtensteinpark
©FT/Natalia Ferraz
 
 
Wie bist du auf die Idee gekommen, FashionTouri zu gründen?
 
Ronja Scherzinger: Die Kreuzfahrten mit meiner Oma haben mich ein bisschen auf die Idee von FashionTouri gebracht. Der Aufenthalt in einer Stadt ist immer nur sehr kurz und am nächsten Tag wacht man bereits in einer neuen Stadt auf. Ich hatte immer schon das Bedürfnis mir von einer neuen Stadt, etwas nach Hause mitzunehmen. Das soll etwas möglichst Individuelles sein.
Oft haben mich meinen Freundinnen gefragt, woher ich die neue Tasche oder die schönen Ohrringe habe und ich konnte ihnen zumeist nur beantworten in welcher Stadt ich was gekauft habe, aber die Namen der Marken hatte ich nicht mehr parat. 
 
Irgendwann habe ich mir überlegt: Was machen Leute, die nach Wien kommen und das besondere lokale Shopping-Vergnügen suchen? Zuerst dachte ich daran, etwas zu gründen, was eine exklusive Kundschaft anspricht. Diese Idee habe ich aber nicht mehr weiterverfolgt, weil ich etwas für alle Zielgruppen schaffen wollte. Die zündende Idee hat mir dann lange gefehlt.
 
Im Sommer 2016 habe ich vermehrt an diese Idee gedacht, weil mich das nicht mehr losgelassen hat. An einem Abend habe ich alle meine Ideen meiner Familie und meinen Freunden präsentiert und habe mir gleich darauf Gedanken über den Namen gemacht. Noch in dieser Nacht habe ich mir die Domäne fashiontouri.com gesichert. Der Name sollte beides verbinden: Fashion und Tourismus.  FashionTouri ist international verständlich und die Leute wissen gleich worum es dabei geht. Mir war es von Anfang an wichtig, diesen Community - Gedanken zu enntwickeln. Wir nennen unsere UserInnen "FashionTouris"- lokale UnterstützerInnen, die nach unseren Prinzipien handeln und unsere Mission in die Welt hinaustragen. Durch die Community erhält man ein Zugehörigkeitsgefühl, wenn man in dem selben Netzwerk agiert. 
 
Was hast du genau gemacht, um deine Idee in ein Startup umzuwandeln?
 
Ronja Scherzinger: Bald habe ich gemerkt, dass meine Idee für FashionTouri eigentlich ein Startup ist. Damals hatte ich eigentlich wenig Ahnung davon, wie man ein Unternehmen gründen. Ich wusste, dass es den Verein „AustrianStartUps“ gab und habe den damaligen Gründer Christoph Jeschke angeschrieben. Er hat mich mit Lisa-Marie Fassl vernetzt, die damals die Initiative „Female Founders“ mitbegründet hat. Als ich bei einem Treffen dort meine Idee präsentiert habe, waren die Leute begeistert. Nach der Präsentation habe ich viel gutes Feedback erhalten, welches mich zum Weitermachen motiviert hat. Kurze Zeit danach war ich mit FashionTouri beim Festival „Business Riot Vienna“ und habe den Kurs "How to Start a Startup" gemacht. Vor einer Jury habe ich noch am selben Tag die Idee von FashionTouri präsentiert und überraschend den Preis in der Kategorie „Early Stage“ gewonnen. Im Jahr darauf habe ich mit FashionTouri bei der „Women Startup Competition Europe“ in Wien mitgemacht. Dort haben wir mit dem Projekt den „Audience Award“ und den Hauptpreis von der Jury gewonnen. Somit war FashionTouri in der nächsten Runde des Wettbewerbs in London mit den Gewinnerinnen aus den anderen Hauptstädten Europas. In London haben wir beim Finale das „Crowdfunding“ gewonnen. Am Ende des Jahres 2017 habe ich dann beschlossen FashionTouri als Unternehmen zu gründen. 
 
Was war die größte Herausforderung für dich im Gründungsprozess?
 
Ronja Scherzinger: Zunächst musste ich mir überlegen, welche Form von Unternehmen für FashionTouri geeignet ist. Ich habe keine wirtschaftliche Ausbildung und erhielt daher sehr viel Unterstützung von meinem Vater. Die Wirtschaftskammer bietet viele Seminare an, in denen man einen Überblick erhält, was alles zu tun ist. Es gibt auch viele Beamtenwege zu beschreiten und rechtliche Rahmenbedingungen zu beachten. Aber, wenn man sein Ziel klar vor Augen hat, und über eine lange Zeit nicht aufgegeben hat, dann nimmt man alle Wege dafür in Kauf, die man gehen muss. 
 
Ronja Liechtenstein
©FT/Natalia Ferraz
 
 
Welche schönen Momente hast du im Gründungsprozess erlebt?
 
Ronja Scherzinger: Was mich jedes Mal aufs Neue motiviert, ist die Bestätigung von anderen Leuten zu bekommen und in die leuchtenden Augen zu sehen, wenn ich meine Idee von FashionTouri präsentiere. Das überzeugt mich, dass ich alles richtig
mache und es sich irgendwann lohnen wird, diesen harten Weg gegangen zu sein. Es sind auch die Reaktionen von Unternehmern und Unternehmerinnen, die sagen: Auf so etwas habe ich schon ewig gewartet!" Der Anfang ist steinig und schwer, aber die größte Wertschätzung für dieses Projekt wäre, wenn ein Unternehmen irgendwann zu uns kommt und sagt: Weil es FashionTouri gibt, mussten wir nicht zusperren!"
 
Welchen Rat würdest du jungen Frauen geben, die sich dafür interessieren, ein Unternehmen zu gründen?
 
Ronja Scherzinger: Das Wichtigste ist, dass man sich von Beginn an gegenseitig unterstützt. Als Einzelkämpferin kommst du nicht weit. Wenn du finanzielle Unterstützung suchst oder eine Kooperation eingehen möchtest, denke daran, dass der andere auch einen Nutzen daraus ziehen sollte. Nur an seinen eigenen Profit zu denken, ist absolut die falsche Einstellung! Es ist auch unglaublich wichtig, von dem Wissen und Fehlern von anderen UnternehmerInnen zu lernen. Generell würde ich auch mitgeben, dass man sich am Anfang Gedanken über sein Zeitmanagement machen und Prioritäten setzen muss, um sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. 
 
Bei welchen WegbegleiterInnen möchtest du dich bedanken?
 
Ronja Scherzinger: An erster Stelle stehen meine beiden Eltern Frank und Annerosel. Sie haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Meine Eltern haben mich immer auf meinem Lebensweg unterstützt und mir die Möglichkeit gegeben meine eigenen Weg zu gehen. Sie haben in Höhen und Tiefen des Projekts immer zu mir gestanden und mich stets ermutigt nicht aufzugeben, da FashionTouri auch in ihren Augen viel zu wertvoll ist und so vielen Menschen auf dieser Welt helfen könnte. Meinen Großeltern Waltraud und Klaus bin ich dankbar, dass sie mir in meinem unternehmerischen Bestreben auch finanziell unter die Arme geholfen haben. Ohne ihre Unterstützung würde es FashionTouri nicht geben und die Handelsgeschichte unserer Familie nicht weiterleben. 
Meiner Schwester Bianca danke ich besonders für ihre mentale Unterstützung und ihrem Sinn für Gerechtigkeit, den sie an mich weitergegeben hat. Sie hat mir aber auch beigebracht, dass wenn man vom Pferd fällt, man auch wieder aufsteigen muss. 
Bianca ist selbst Unternehmerin und Mutter von meinen zwei Neffen Benjamin und Simon. Ich bin beeindruckt von ihrem Mut, ihrer Stärke und ihrem Durchhaltevermögen. Da kann ich mir noch so einiges abschauen. 
 
Dann möchte ich mich natürlich bei dem FashionTouri-Team bedanken. Alle, die mitgeholfen haben FashionTouri aufzubauen und auch in schwierigen Zeiten nicht aufgegeben haben an die Realisierung, einer doch ziemlich verrückten Idee, zu glauben.
 
Ein großer Dank gilt auch meinem Freundeskreis! Für das Zuhören, die Inspiration und Motivation neue Pläne in die Tat umzusetzen.
 
Ronja Danke
©FT/Natalia Ferraz
 
 
 Was wünschst du dir für die Zukunft von FashionTouri?
 
Ronja Scherzinger: Ich wünsche mir, dass man unter dem roten Hut (anm. Logo von FashionTouri) irgendwann ein Symbol hat, bei dem man weiß: dieses Geschäft gehört zur FashionTouri - Community. Die schönste Vorstellung ist, wenn irgendwann jedes Kind weiß, dass der rote Hut für die Unterstützung von lokalen Unternehmen steht. Wir werden es nicht schaffen, dass wir alle Menschen zum Umdenken hinsichtlich ihres Einkaufverhalten bewegen. Aber es wäre schön, wenn wir die Aufmerksamkeit der Menschen darauf lenken, dass FashionTouri eine Alternative bietet. Mit unserer Präsenz wollen wir es soweit schaffen, dass die Unternehmen ihre Umsätze steigern können. Auf der anderen Seite wollen wir unseren NutzerInnen Inspiration liefern und gleichzeitig für Aufklärung sorgen. Denn viele Menschen wissen nicht, welche großartigen Talente mit unglaublich kreativen Potenzial in der Welt existieren. Mein größter Wunsch für mich ist es das Projekt zu realisieren und unsere Mission mit so vielen FashionTouris wie möglich zu teilen. 
 
 
Ein Beirag von: Paloma Pöltinger, Redaktion FashionTouri 
 
 
 
 
 

 


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